Neuhausen am Rheinfall, 22. Oktober 2018 – Im öffentlichen Verkehr werden wichtige Informationen wie Liniennummern und Haltestellennamen mittels optischen Hinweisen angezeigt. Fahrgäste, die solche Hinweise nicht oder nur schwer erkennen können, soll jetzt eine neue App akustisch bei der Orientierung unterstützen. Entwickelt wurde diese gemeinsam durch Trapeze-Elgeba, eine Tochtergesellschaft der Trapeze Switzerland GmbH, den Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband, den Lions Club International Multi-Distrikt 102 Schweiz-Liechtenstein und VisorApps. Pilotprojekte laufen bereits bei zwei Schweizer Verkehrsbetrieben in Basel und Zug.
Mobilität ist für die meisten Menschen ein sehr wichtiges Bedürfnis. Wir sind es gewohnt, ganz selbstverständlich an der Haltestelle in den Bus oder in die Strassenbahn einsteigen und am gewünschten Ziel wieder aussteigen zu können. Was so einfach und problemlos klingt, ist für blinde und sehbehinderte Menschen aber oft sehr schwierig: Ist das Fahrzeug, das gerade einfährt, eines der richtigen Linie? Welcher der verschiedenen Busse, die hier aufgereiht stehen, ist «meiner»? An welcher Haltestelle muss ich aussteigen? Und wo ist denn genau eine offene Türe, bei der ich ein- oder aussteigen kann?
Barrierefreie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs: Independent Travelling Orientation System INTROS
Verkehrsunternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihre Angebote auch Fahrgästen mit körperlichen Einschränkungen zugänglich zu machen. Diese Vorgaben zielen auf einen barrierefreien Zugang zu Haltestellen und Fahrzeugen ab. Das Independent Travelling Orientation System (INTROS) hilft den Verkehrsunternehmen, diese Vorgaben umzusetzen.
Was bietet die INTROS-App für den Fahrgast?
Gemeinsam mit mehreren Partnerorganisationen entwickelt Trapeze eine Lösung, welche diesen Fahrgästen die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtern soll. Damit kann an der Haltestelle auf dem eigenen Mobilgerät die gewünschte Linie und Richtung ausgewählt werden, und danach signalisiert die App mittels Sprachfunktion, wenn das richtige Fahrzeug einfährt.
Zudem gibt sie mit einem Tonsignal den Ort der richtigen Fahrzeugtüre an und öffnet diese. Ausserdem signalisiert sie dem Fahrer, dass eine Person möglicherweise erhöhte Aufmerksamkeit benötigt. Während der Fahrt informiert die App über die nächsten Haltestellen und macht den Fahrer auf die betreffende Person aufmerksam. Bei grösseren Haltestellen mit mehreren Linien zeigt sie den genauen Standort des richtigen Fahrzeugs an.
INTROS-Fahrzeugmodul mit BLE-Funktechnologie (Bluetooth Low Energy) und Audiofunktionen
In den Fahrzeugen werden ausser einem Empfangsgerät für die Signale der Mobilgeräte keine weiteren Installationen und kein zusätzliches System benötigt. Die Signale werden vom Bordrechner übernommen und passend für die Funktionssteuerung im Fahrzeug und für die Informationen auf dem Mobilgerät verarbeitet. Das System funktioniert sowohl mit Trapeze-Bordrechnern als auch mit solchen anderer Hersteller.
Einfache Installation, kein Hintergrundsystem erforderlich
Die gewählte Systemarchitektur bietet entscheidende Vorteile gegenüber anderen Lösungen – sie ist:
Gemeinsame Entwicklung – passgenaues Ergebnis: Projektpartner aus verschiedenen Bereichen
Der Lions Club International Multi-Distrikt 102 Schweiz-Liechtenstein hat das Kooperationsprojekt im Rahmen seines 100-jährigen Bestehens erdacht und aufgesetzt.
Der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) vertritt die betreffenden Fahrgäste und ihre Interessen bei der App-Entwicklung.
VisorApps, ein Unternehmen aus Dresden (D), ist spezialisiert auf Software und Apps für blinde und sehbehinderte Personen.
Die Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB) aus Zug (CH) führt einen dreimonatigen Versuchsbetrieb auf einer Linie durch, welche zu einer Blindenschule führt.
Die Baselland Transport AG (BLT) aus Basel (CH) führt ebenfalls einen Versuchsbetrieb auf einer Buslinie durch.
Trapeze-Elgeba aus Bad Honnef (D) sorgt für die Anbindung der App an die Fahrzeug-IT der beteiligten Verkehrsunternehmen.
Alle Partner beteiligen sich an der Finanzierung des Projekts. Dieses ist im August 2018 angelaufen und soll im kommenden Dezember abgeschlossen und ausgewertet sein.
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