Bernmobil und ihre Projektpartner testen seit dem 8. Juli 2019 ein selbstfahrendes Fahrzeug des französischen Herstellers EasyMile in der Schweizer Hauptstadt. Durch die von AMoTech entwickelte Software-Lösung AVOC (Autonomous Vehicle Operation Centre) ist das selbstfahrende Shuttle in die von Trapeze gelieferte Leitstelle vollständig eingebunden. Damit kann das Fahrzeug von der Leitstelle überwacht und auf allen Kanälen der Fahrgastinformation dargestellt werden.
Die Städtischen Verkehrsbetriebe Bern (Bernmobil) und ihre Projektpartner Migros Aare, Stadt Bern und ewb (Energie Wasser Bern) testen seit Anfang Juli 2019 einen selbstfahrenden Bus des französischen Herstellers EasyMile. Das Fahrzeug verkehrt im Stundentakt zwischen der Talstation Marzilibahn und dem Bärenpark in Bern.
Das Shuttle ist dank der Software-Lösung AVOC von AMoTech GmbH, einer 100%-Tochter von Trapeze Switzerland GmbH, vollständig eingebunden in das von Trapeze gelieferte Leitsystem der Verkehrsbetriebe Bern. Dadurch kann der Disponent von Bernmobil die gesamte Flotte mit Bussen und Strassenbahnen und neu auch das selbstfahrende Fahrzeug überwachen und koordinieren. Darüber hinaus liess sich Bernmobil von AMoTech bei der Fahrzeugzulassung und Gesuchsstellung beraten.
Die Linie 23 verkehrt nach Fahrplan. Werkstags von 09:00 bis 17:00 Uhr verbindet das automatisierte Shuttle das Quartier Marzili mit dem Bärenpark. Interessierte können die kostenlose Fahrt auf der rund zwei Kilometer langen Strecke geniessen, welche sich entlang der Aare unterhalb des Bundeshauses und durch das Matte-Quartier erstreckt. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 5.5 km/h bedient es sechs Haltestellen. Auf der gesamten Strecke ist die Geschwindigkeit für den gesamten Verkehr auf Tempo 30 beschränkt. Die programmierte Höchstgeschwindigkeit des Shuttles, das die Anwohner in ihrem Blog bereits liebevoll «Matteschnägg» nennen, beträgt weniger als 20 km/h.
Das Fahrzeug bewegt sich im Mischverkehr und meistert einen Abschnitt mit Pflastersteinen, einen Kreisverkehr, eine 15%-Steigung und mehrere Engstellen. Momentan kommt das Fahrzeug noch nicht ganz ohne menschliche Hilfe aus. Wie alle anderen in der Schweiz bewilligten Pilotprojekte mit selbstfahrenden Fahrzeugen im öffentlichen Verkehr benötigt auch dasjenige von Bernmobil eine geschulte Begleitperson im Fahrzeug. Diese muss das Fahrzeug jederzeit überwachen und notfalls eingreifen. Auch erteilt sie an definierten Stellen dem Fahrzeug die Freigabe zur Weiterfahrt, wie beispielsweise an den oben erwähnten Engstellen. Dort überprüft die Begleitperson, ob keine Fahrzeuge entgegenkommen und erteilt erst dann die Freigabe, wenn der Gegenverkehr möglichst nicht beeinträchtigt wird.
Zentimetergenau geortet wird das von EasyMile hergestellte Fahrzeug mittels LIDAR-Sensoren und GNSS-Ortung. Zusätzlich erkennen die LIDAR-Sensoren Objekte und halten bei Hindernissen auf der Fahrspur an. Falls in solchen Situationen die Weiterfahrt unmöglich ist, greift die Begleitperson ein und weicht dem Hindernis manuell aus. Sobald die Begleitperson das Fahrzeug zurück auf seine Fahrspur manövriert hat, übergibt sie dem Shuttle wieder die Kontrolle, damit es automatisiert weiterfahren kann. In einer zukünftigen Software-Version plant EasyMile das automatische Überholen statischer Hindernisse.
Selbstfahrende Fahrzeuge werden die Mobilität, wie wir sie heute kennen, massgeblich verändern. In ein paar Jahren wird im Fahrzeug keine Begleitperson mehr nötig sein. Die Fahrzeuge werden soweit ausgereift sein, dass sie alle Situationen selbständig meistern. Um die Strassen nicht mit leeren, autonomen Fahrzeug zu verstopfen, ist es wichtig, den öffentlichen Verkehr effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Ziel ist, dass der öffentliche Verkehr einen grossen Anteil der Mobilitätsbedürfnisse der Gesellschaft abdeckt. Die Überwachung und Koordinierung aller Arten von Verkehrsmitteln wird dabei von einer zentralen Leitstelle übernommen.
Durch die Software-Lösung AVOC ist eine Integration selbstfahrender Fahrzeuge in die Leitsysteme von Trapeze und anderen Herstellern bereits heute möglich. Diese Lösung dient als Brücke zwischen den Hintergrundsystemen der Fahrzeughersteller und dem Leitsystem. Die bestehende Funktionalität der Leitstelle erlaubt es, das Fahrzeug zu überwachen und zu koordinieren, die Fahrgastinformation aufzubereiten oder statistische Auswertungen zu machen.
Die Rolle des Fahrers ist nicht nur auf das Fahren beschränkt. Er überwacht das Fahrzeug mit allen seinen Sinnen: Vibrationen, Gerüche, Geräusche, wenn der Fahrer eine Abweichung von der Norm feststellt, wird er entweder selbst aktiv oder informiert die Leitstelle oder das Garagenpersonal.
Im autonomen Fahrzeug fällt der Fahrer weg. Deshalb werden diese Informationen zunächst von Sensoren, die es teilweise erst noch zu entwickeln gilt, detektiert und dann ins Leitsystem übertragen. Jetzt kann und muss der Disponent in die Bresche springen: Die AVOC Dispatcher Web-Applikation macht das Leitsystem zum virtuellen Cockpit für selbstfahrende Fahrzeuge. Anzeigen und Lämpchen, Schälterchen und Hebel: Alle Bedienelemente eines konventionellen Fahrzeuges müssen von der Leitstelle aus sicht- und bedienbar werden.
Der Disponent hat jederzeit Zugriff auf die aktuellen Informationen zu Batterie, Geschwindigkeit, Türstatus und diversen Temperaturen. Er sieht, ob das Fahrzeug von der Begleitperson bedient wird oder automatisiert unterwegs ist. AVOC wird laufend weiterentwickelt und der in der Leitstelle verfügbare Funktions- und Informationsumfang erweitert sich ständig.
Vorläufig muss auf selbstfahrenden Fahrzeugen eine Begleitperson anwesend sein. Diese gilt als Fahrer und muss, solange sie im Fahrzeug ist, in geeigneter Form über alle betrieblich relevanten Informationen Kenntnis haben. AMoTech hat eigens für die Begleitperson eine App entwickelt. Die Hauptfunktion dieser App ist das betriebliche Anmelden des Fahrzeuges auf einen Umlauf. Daneben kann die Begleitperson dank der AVOC Attendant Web-Applikation Informationen zum Fahrzeug abrufen und mit der Leitstelle kommunizieren.
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